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Krippenfiguren

Krippenfiguren

Weihnachten ohne Krippe? In vielen Familien unvorstellbar! In Deutschland gehören Krippen samt Inventar und Figuren zu den Advents- und Festtagen dazu. Allerdings hat ihre Bedeutung seit dem Aufstellen von Christbäumen in Privathaushalten (etwa ab 1800) etwas verloren. Städte oder Gemeinden stellen Krippen heute gern an Plätzen oder auf Weihnachtsmärkten aus. Im fränkischen Bamberg beispielsweise gibt es sogar einen Krippenweg, bei dem mehr als 40 Krippen, verteilt über die ganze Stadt, allein oder im Rahmen von Stadtführungen besucht werden können. Privatleute bauen ihre Figuren dagegen liebevoll zu Hause auf.

Die Krippenform

Klassisch ist ein vorn offenes Häuschen als Stall, darin ein Futtertrog - die eigentliche Krippe -, in dem das Jesuskind meist nackt liegt. Maria und Josef betrachten ihr Baby, Ochs' und Esel stehen daneben oder werfen einen Blick durch eine Seitentür, die ihren Trakt von dem der Menschen trennt. Größere Krippen bieten seitwärts Raum für die Hirten samt Schafen sowie für die Heiligen Drei Könige. Auch der Engel der Verkündigung und der Stern von Bethlehem finden gelegentlich ihre Plätze. Moderne Zeiten ermöglichen darüber hinaus bewegliche Figuren und beleuchtete Schauplätze. Zusatzdekorationen wie echtes Stroh oder Tannenbäume können ergänzt werden. Und bei sehr viel Umgebung lässt sich diese ebenfalls liebevoll dekorieren.

Es gibt so viele unterschiedliche Krippen aus diversen Materialien und Größen, dass es schwierig sein könnte, nur eine einzige Lieblingskrippe zu besitzen. Immer wieder sieht man wunderschöne neue Modelle, entweder historisch oder modern verarbeitet. Wer es richtig macht - und so geschieht es oft in öffentlichen Krippen mit lebensgroßen Figuren, die von der jeweiligen Stadt betreut werden -, arbeitet sich mithilfe der Figurenkonstellationen während der Adventszeit durch die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Matthäusevangelium, noch bekannter bei Lukas, erzählt wird; zunächst bis zum 24.12., wenn als Höhepunkt das Jesuskind in der Krippe und die Geschenke unter dem Baum liegen, anschließend bis zum Dreikönigsfest am 6. Januar beziehungsweise bis zu dem folgenden Sonntag. Vor weniger als 50 Jahren dauerte die Krippenzeit sogar bis Mariä Lichtmess am 2. Februar. Mancherorts werden Krippen traditionell am 13. Dezember aufgestellt, die meisten Menschen beginnen entweder zur Adventszeit oder alternativ erst mit Aufstellen des Tannenbaums am 24. Dezember.

Krippenfiguren: Ursprünge und Moderne

Normalerweise richten wir die Krippe heutzutage sowohl mit den Weisen aus dem Morgenland als auch mit den Hirten ein, eine Kombination aus dem Matthäus- und dem Lukasevangelium (jeweils Kapitel eins und zwei). Ursprünglich gab es nur wenige Figuren: normalerweise das Jesuskind in der Krippe sowie die Tiere, den Ochsen und den Esel. Auf einem ersten Bild aus dem vierten Jahrhundert sind nur Jesus und seine Mutter zu sehen. Doch erst das Mittelalter, in dem die Marienverehrung ihren Ursprung hat, fügte Jahrhunderte später Maria als dauerhafte weitere Figur dazu. Noch später folgte ihr Ehemann. Noch vor der ersten Krippendarstellung um das Jahr 500 zogen Pilger seit etwa 200 Jahren nach Bethlehem, um die Geburtsstätte Jesu zu besuchen. Im dritten Jahrhundert hatte Kaiserin Helena, die Mutter Konstantins, über die vermeintliche Geburtsgrotte nahe Bethlehem eine Kirche bauen lassen. Damit wurde zum ersten Mal eine Art Ur-Krippe geschaffen, deren Kuppel der Heilige Hieronymus im Jahre 386 mit Szenen aus dem Leben Christi ausmalen ließ.

1223 setzte der Heilige Franziskus die Weihnachtsgeschichte erstmals in einer Waldhöhle in lebende Bilder um. Mit echten Tieren - noch fehlten die Menschen - war diese Form der bewegten Erzählung während seiner Weihnachtspredigt sehr anschaulich und für die Menschen damals sehr viel beeindruckender als reine Worte. Die Verbundenheit mit dem in Armut geborenen Kind war ein wichtiges Identifikationsmoment. Der Bettelorden der Franziskaner sowie die Jesuiten waren maßgeblich an der Verbreitung des Krippengedankens beteiligt. 1562 stellten die Jesuiten in Prag die erste Kirchenkrippe auf, die auch Krippe genannt wurde. Das älteste noch erhaltene Modell einer Kirchenkrippe steht in Süddeutschland: die Domkrippe in Augsburg aus dem Jahre 1590.

Damit begann zunächst im kirchlichen, vor allem katholischen Umfeld die Kultur der öffentlichen Krippen, der Weihnachtsspiele und auch der Verbildlichung in der darstellenden Kunst. Krippen wurden bei Prozessionen als sogenannte Tragkrippen mitgenommen. Fürstenhöfe beanspruchten riesige Bühnenkrippen für sich. Die kleineren Haushaltskrippen, die später entstanden, waren dagegen eher einfach gehalten. Unterhalb des Papstaltares der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom, in der Cappella Sixina, lässt sich noch heute die Reliquie einer antiken Heiligen Krippe, ein Holzfragment, besichtigen, das Pilger einst aus dem Heiligen Land mitbrachten. Vor allem stehen hier aber die noch erhaltenen, kostbaren Alabasterstatuen von Arnolfo di Cambio aus dem Jahre 1289.

Dass die Aufklärung viele Vorteile für die Menschen mit sich brachte, ist unumstritten. Im Hinblick auf die Krippen sorgte sie für neue Räumlichkeiten: Aufgrund der neuen Lehren aus den Kirchen verbannt - beispielsweise verbot Kaiserin Maria Theresia die Krippenaufstellung in allen Kirchen und öffentlichen Gebäuden -, trugen die Menschen die Idee der Krippe nach Hause und stellten kleinere Modelle in den eigenen vier Wänden auf. Jetzt schlug die Stunde der Handwerker und ihrer Schnitzkunst. Daneben entwickelten sich Produktionsarten aus Wachs, Papier oder Pappmaché.

Die Bedeutung der Nebenfiguren ist heute vielerorts unbekannt. Die heiligen Eltern des Jesuskindes, das als unschuldiges Baby auf die Welt kommt, um die Menschen zu erlösen, bieten klare Vorgaben. Josef war Zimmermann und damit nach damaligem Verständnis auf die Bearbeitung von Holz und Stein spezialisiert. Wichtig in diesem Zusammenhang ist der einfache Beruf und damit die ebenso einfache Herkunft des Gottessohnes. Ein wichtiges Kriterium für die Gemeinde, der über die Priesterschaft die Weihnachtsgeschichte verkündet wurde.

Der Esel steht sowohl für den Islam sowie alle nach damaligem Ansehen heidnischen Religionen als auch für das einfache Tier, mit dem die kleine Familie in Bethlehem einzog. Zudem war er damals wie heute ebenso wie der Ochse ein Lasttier - und Lasten wurden Jesus in seiner weiteren Zukunft mehr als genug aufgeladen. Der Ochse steht im Übrigen für das Judentum.

Dass ein Hirte schlief, als der Verkündigungsengel zu ihm und seinen Kameraden kam - und gern wird auch heute noch eine schlafende Hirtenfigur aufgestellt -, zeigt die Unschuld dieser ansonsten wachsamen und einfachen Menschen. Ihre Offenheit gegenüber der himmlischen Botschaft und ihre Bereitschaft, sofort zum Stall und dem Wunder der Geburt aufzubrechen, steht symbolisch für den Anspruch des Christentums an die Gläubigen.

Klassische Motive in Handarbeit und Massenanfertigung

Verschiedene historische Krippen unterscheiden sich durch besondere Merkmale. Schon die gotischen Altardarstellungen der Geburt Christi gelten als erste Krippenbeispiele - allerdings naturgemäß unbeweglich. Prächtige Krippen wurden für den gehobenen Stand hergestellt. Die Morgenlandkrippe mit ihren 41 prachtvollen Figuren, handgeschnitzt, bemalt und vergoldet, stammt aus dem Jahre 1478 und wurde für den Herzog von Kalabrien gefertigt. Die romanischen Krippen zeichnen sich durch ihre länglichen Gesichter und das besondere Holz der Esche aus. Die Figuren der Salzburger oder Nazarener Krippe tragen einen sehr ernsten Gesichtsausdruck zur Schau. Die Bauernkrippe dagegen legt Wert auf die einfache Darstellung einer Szenerie, die sich nach Aussage der Bibel durch Armut, Schlichtheit und Einfachheit auszeichnete. Hier bringen erst die drei Könige Glanz und Gold in die Dunkelheit.

Im Diözesanmuseum der süditalienischen Stadt Brixen steht die kostbare sogenannte Nißl-Krippe des Schnitzers Franz Xaver Nißl aus dem 18. Jahrhundert. Sie umfasst über 500 ausdrucksstarke Figuren, die in 16 Vitrinen präsentiert werden. Ludwig Moroders Krippe aus Lindenholz dagegen stammt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und verkörpert die Ruhe eines schlichten Bildes - ganz im Gegensatz zu den üppigen Modellen des Barock, der Hochzeit des Krippenbaus. Bis heute beliebt ist auch die Sankt Oswalder Krippe aus dem Alpenraum sowie zahlreiche andere Modelle aus ganz Europa. In Deutschland wohl am berühmtesten und aufgrund ihrer hohen Qualität sehr begehrt sind vor allem die wunderschönen Produkte aus dem Erzgebirge.

Heute werden Krippenfiguren aus echter Handarbeit hoch geschätzt. Naturgemäße Verarbeitung passt offenbar nach dem Gespür der Menschen am besten zu Geschichte und Tradition eines Wunders, das unser religiöses Leben weltweit auf den Kopf gestellt hat. Geboren wurde die Schnitzkunst allerorten aus äußeren Umständen: Im Winter hatten beispielsweise Bauern in Südtirol wie anderswo mehr Zeit und konnten sich liebevoll den Figuren widmen, die die neue Krippe im Hause beleben sollten. War das Schnitzen ursprünglich ein Zubrot, wurde es hier weiterentwickelt und unter anderem im Erzgebirge so vervollkommnet, dass sich daraus ein eigener Wirtschaftszweig entwickeln konnte. Heute sind die feinen Figuren, die es nicht nur für die Krippe und zudem in allen Größen und zahlreichen Ausformungen gibt, überall, vom Weihnachtsmarkt über örtliche Händler bis zum Onlineshop, zu haben.

Die Krippe in der Moderne

Waren die Krippen um 1900 eher weniger gefragt - nur die Sammlerfreude rettete so manches Modell vor dem Vergessen -, entstehen heute allerorten Krippenvereine und das Interesse hat stark zugenommen. Entsprechend ist die Nachfrage nach Figuren, Zubehör und natürlich dem Krippenhaus selbst. Eine zunehmende Massenproduktion bedingt den Einsatz von Maschinen. Trotzdem kommt dem klassischen Handwerk weiterhin eine immense Bedeutung zu und handgeschnitzte Krippen finden auch weiterhin ihre begeisterten Abnehmer.

Holz ist und bleibt wohl das schönste Material für jede echte Krippe. Waren es früher einfache Bretter, die bemalt und angezogen wurden, um die sich dauernd verbiegenden Papierkrippen abzulösen, kamen nach und nach geschnitzte Figuren auf. Erle und Ahorn können aufgrund der schönen Maserung für sich stehen, eine Bemalung ist nicht unbedingt nötig. Dabei verändern sich die Figuren teilweise ähnlich, wie es seit Jahrhunderten zu beobachten ist. Nun sind sie abstrakter, vereinfacht, dabei hochelegant und für unseren Geschmack zeitlos wie das Krippenmotiv selbst. Für die Krippe zum Selbstbau sind zahlreiche Figuren erhältlich, angefangen von einem Krippenbogen statt eines kompletten Stalls über Palmen bis zu römischen Soldaten.

Natürlich bleibt die klassische und farbige Darstellung ebenso beliebt. Krippensammler haben heutzutage das Problem einer Vielfalt, die wohl jede verfügbare Räumlichkeit sprengen dürfte. So lassen sich Krippentypen nach Stilrichtung, Material, Gestaltung oder Szenenbild unterscheiden. Hier spielt die Geschichte kurzerhand im europäischen Schnee, dort lassen sich Figuren und Szenen auswechseln. Mancher zieht Zinndarstellungen den wächsernen Figuren vor oder entscheidet sich schließlich doch für Terrakotta beziehungsweise eine elegante Glaspräsentation. Auch Speckstein, Naturstein oder Keramik sind attraktive Verarbeitungsvarianten. Nicht zuletzt gibt es schöne Kunststofffiguren, die sich im Zweifelsfall auch gut in einem Materialmix integrieren lassen.

Und es existieren ganz unterschiedliche Ausformungen der Krippen: Natürlich stellt sich die Geburt Jesu in einer Höhle anders dar als in einem Tempel, eine in einen Kasten eingebaute Krippe erzielt eine andere Wirkung als eine bühnenartige Krippe. Sehr attraktiv und naturnah wirken auch die sogenannten Wurzelställe, bei denen eine speziell geformte Naturwurzel den Stall bildet. Nicht zu vergessen sind die Größen der Modelle: Miniaturkrippen finden überall ihren Platz, Großkrippen werden ab einem bestimmten Umfang am besten als Freikrippen aufgebaut, wie Städte und Gemeinden es handhaben. Wer sich solch ein Modell privat wünscht, wählte praktischerweise den heimischen Garten oder die Terrasse dafür.

Die Krippenaufstellung, in welcher Form und Größe auch immer, ist inzwischen längst eine weltweite Tradition der Christenheit. Dabei zeigen sich regionale Unterschiede wie zum Beispiel die bereits erwähnte traditionelle Morgenlandkrippe, deren Ursprünge aus dem 15. Jahrhundert datieren, oder die spanische, genauer: katalanische Krippe, die regelmäßig mit einigen anachronistischen Figuren aufwartet. Wo Platz ist, lassen sich typische Landschaften und kleine Szenendarstellungen der Menschen aus der Gegend von Bethlehem ergänzen, wie man sie sich heute vorstellt. In Zentralamerika werden Krippen dagegen traditionell am 16. Dezember aufgestellt und aus Peru kennen wir die dort beheimateten Tiere, das Lama und das Alpaka, die ebenfalls zur Krippe gehören. Afrikanische Darstellungen folgen den klassischen Mustern anderer menschlicher Figuren, die meist lang und schmal gebaut sind. Gefertigt aus dem wunderschönen dunklen Ebenholz passen sie hervorragend zu Krippen dieses Kontinents. Wer sich für Krippensammlungen interessiert, sollte unter anderem München oder Neapel besuchen.

Auch die Darstellungen beispielsweise der Heiligen Drei Könige differieren: Knien sie hier anbetend vor dem Jesuskind und reichen ihre kostbaren Gaben dar, sind sie dort auf prächtigen Pferden, begleitet von Dienern, Elefanten und Kamelen, zunächst auf dem Weg zum Stall. An sich spielen sich diese beiden Szenen natürlich nacheinander ab, aber viele Krippen werden aufgestellt, ohne dass die Figuren anschließend passend zum Datum verändert werden.

Der moderne Hang zum Gigantismus macht auch vor der Weihnachtsgeschichte nicht Halt. Die weltweit größte Krippe kann als eigenes Diorama im schweizerischen Einsiedeln besucht werden: Etwa 470 handgeschnitzte Figuren zwischen fünf und 40 Zentimeter Höhe, gekleidet in orientalische Tracht, beleben eine realistisch nachempfundene Landschaft von 80 Quadratmetern. Nicht nur für Krippenfans und -sammler ein lohnender Ausflug!